Ernst
H. Wulfert
Schnell berichtet ist es, wenn wir alle Steckenpferde unseres Heimatpflegers
und Schriftsetzers Ernst H. Wulfert aufzählen: Heimatpflege, Geschichte,
Genealogie und Heraldik, Schrift und schreiben. Beleuchten wollen wir
aber doch ein wenig genauer, was hinter diesen hingeworfenen Fachbegriffen
steckt.
¶ EHW, wie er sich gern leicht verschlüsselt nennt, wurde in Kriegszeiten
in eine alte Sassendorfer Familie geboren. Nach Schulbesuchen und Schriftsetzerlehre
beim Rocholdruck/Soester Anzeiger hatten zwei ehedem für ihn wichtige
Persönlichkeiten, Pfarrer Johannsen in Bad Sassendorf und Stadtarchivar
Dr. Deus in Soest, etwas ausgelöst, was den Sassendorfer Wulfert bis zum
heutigen Tage nicht mehr losläßt, sich mit den schon genannten Fachbereichen
auseinanderzusetzen.
¶ Die Grundbedingung allerdings, in diesen Themenfeldern zu arbeiten,
war bereits in jungen Jahren die Fähigkeit, deutsche Handschrift zu lesen
und schreiben zu können. Aber auch dieser Grundstein mußte erst gesetzt
werden, dies besorgte sein Vater, der kurz nach Kriegsende wieder begann,
vom Ortsgeschehen und aus örtlichen Vereinen für die Tageszeitungen zu
berichten. In Ermangelung einer Schreibmaschine schrieb der alte Herr
seine Texte in der gewohnten deutschen Handschrift. Eines Tages wurde
dies bei den Zeitungen beanstandet, die Folge: Sohn EHW mußte alles abschreiben
in die 1941 von den diktatorischen Machthabern befohlene lateinische Normalschrift,
die wir heute noch benutzen. Schimpfen und Tränen wurden oft bemerkt ob
dieser Schinderei.
¶ Daß einmal beim späteren militärischen und beruflichen
Werdegang diese erworbene Kenntnis sehr nützlich sein würde, ahnte der
junge Wulfert natürlich noch nicht. Zu einer Zeit, als es noch längst
nicht Mode war, sich mit Familien- und Hofesgeschichte zu befassen, fuhr
der junge Sassendorfer häufig ins Soester Archiv, wälzte Kirchenbücher,
Steuerlisten, Urkunden und Protokolle und schrieb und schrieb ... vieles
ab, trug zusammen, was er aus alten Familien Sassendorfs und den Nachbardörfern
erhielt und sammeln konnte. Der Zeitungsberuf förderte auch, so mancherlei
Begebenheit in Bildern und Texten festzuhalten.
¶ Eine erklärliche Folge war natürlich, daß der Sassendorfer Ernst H.
Wulfert seine Lieblings-Fachbereiche mit vielen Zeitungsartikeln, Berichten
im Soester Anzeiger und in der Westfalenpost, im Heimatkalender, in westfälischen
Zeitschriften, zu Wort kommen ließ und läßt.
¶ Die Ernennung zum ehrenamtlichen Heimatpfleger der Gemeinde war für
den Sassendorfer 1971 von Bedeutung. Die Heimarbeit wurde
ständig umfangreicher. Nennen wir auch seine Buchveröffentlichungen: 125jähriges
Jubiläum des Schützenvereins Bad Sassendorf zum Kreisschützentreffen 1959;
655 Jahre St. Simon und Judas Thaddaeus (eine Kirchengeschichte), 1968;
800 Jahre sassendorp -- Bad Sassendorf, 1975 (Redaktion und typographische
Gestaltung); Bad Sassendorf in alten Ansichten, 1979; Die Wulferts, eine
westfälische Familie, 1979; Bad Sassendorf - Der Kurort und seine Umgebung,
1984. Seine neueste Arbeit, über 1000 Seiten, reich bebildert, befaßt
sich, wie könnte es anders sein, mit seinem Heimatdorf und den eingegliederten
Dörfern ringsum -- als Standardwerk, mit Themen von A bis Z. Der Mäzen
für Druck und Veröffentlichung ist allerdings noch nicht gefunden.
¶ Ortskundige Führungen für Kurgäste und Einheimische, Bildvorträge zu
vielen Themen, Schrift- und Schreibkurse sind schon fast zur Selbstverständlichkeit
geworden. Mit Beginn der 1980er Jahre leiteteWulfert den Arbeitskreis
Heimatpflege und Geschichte in Bad Sassendorf und zog mit vielen Heimatfreunden
in die Nachbardörfer, um Vorträge und Geschichten zu halten. So ist EHW
natürlich zur Mitarbeit eingebunden im Soester Geschichtsverein, im Bund
für deutsche Schrift und Sprache, im Peter-Hille-Kreis; viele Jahre hat
er als sachkundiger Bürger im Kultur- und Fremdenverkehrsausschuß der
Gemeinde Bad Sassendorf mitgearbeitet. Große Ausstellungen Schrift
und schreiben in Geldinstituten des Kreises Soest fanden guten Anklang.
¶ Sein Leitspruch, so erzählte er uns, heißt: Wer weiß, daß er nichts
weiß, der ist der Höchste. Hoffen wir, daß EHW sein Schaffen weiterhin
für Gemeinde und Bürger einsetzt.------------ul-sas
E.H. Wulfert geb. am 17. Dezember 1941, gest. am 15. Dezember 2013.

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